Old Smuggler
Dieser Pirat kam mit einem absolut typischen Problem zu mir: Die Kimm ist undicht.
Nach einer gründlichen Untersuchung war klar, dass der Kimmstringer, also die Leiste im Knick des Piraten, auf der geamten hinteren Hälfte an Backbord ausgetauscht werden muss. Für viele Piraten-Eigner sicherlich eine der Horrorvorstellungen, schließlich ist der Kimmstringer von allen Seiten eingebaut und nicht mal eben so zu entfernen. Bzw. ist das Hauptproblem der Wiedereinbau. Aber hilft ja alles nix, auch nicht der hübsch bunte Spachtel, der hier als Überbrückung aufgetragen wurde.
Also zunächst einmal das Boot umgedreht und aufs Deck gelegt, damit die Arbeit leichter ist. Dann folgte der "Böse Teil" mit Vibrationssäge und Stechbeitel wurde erstmal alles entfernt was raus musste, noch ohne konkreten Plan wie das Neue wieder rein kommt.
Nach der Entfernung des Kimmstringers war dann klar wie sehr die angrenzenden Planken geschädigt sind. Traurig musste man darüber nicht sein, viel es so doch leichter von außen ein großes Loch ins Boot zu sägen. Dies erfolgte mit Bedacht, so dass die graden Schnitte gleich als Fügeflächen für die Plankenreparatur dienen konnten.
Nun ging es an den Wiederaufbau.
Zunächst einmal musste ein neuer Stringer her. Original besteht der relativ einfach aus einer viereckigen Eichenleiste. Leider lässt sich das Holz hierfür nicht so leicht biegen, insbesondere wenn man keine langen Überstände hat. Auch ist die Befestigung an den Spanten bei der Reparatur nicht im gleichen Maße möglich wie bei einem Neubau.
Um den Einbau zu vereinfachen und die umgebende Konstruktion nicht zu sehr zu belasten ist es daher sinnvoll den Stringer für die Rekonstruktion aus mehreren Lagen, die sich einzeln gut biegen lassen, zu verleimen. Nun muss dies natürlich in der passenden Form erfolgen, damit zwei Biegungsrichtungen und die Torsion gleichermaßen stimmen. Im Boot machen kann man das nicht, da die Verbindung ja später noch ausgearbeitet werden muss, das Holz also zunächst zu lang ist. Den Stringer für die Verklebung außen ans Boot zu klemmen ist ein weitere Lösung, die jedoch Risiken und Nachteile hat. Daher und weil es wohl nicht meine letzte Kimmstringerreparatur am Pirat sein wird, entschied ich mich eine externe Form zu bauen. Durch diese konnte der Stringer exakt lamelliert werden und die eigentliche Arbeit ging schneller, da die Befestigung einfacher ist. Nach dem Lamellieren wurde der neue Stringer an den Kanten glatt gehobelt. Auch wurde er geschliffen und die innere Kante gefast.
Anschließend wurde das neue Bauteil auf Länge geschnitten, dann wurde die Schäftung zur Verbindung mit dem alten Holz hergestellt. Im beengten Raum zwischen den Spanten ist auch das nicht ganz einfach und braucht etwas Geduld.
Gerne hätte man den Stringer nun sogleich eingeklebt. Aber nix da, zunächst geht es mit den Planken weiter.
Generell ist im Holzbootsbau immer wichtig, dass man "im System denkt". Moderne und traditionelle Techniken lassen sich vermischen, jedoch nur wenn man das Holz in seinen Eigenschaften respektiert. Bei der Reparatur klassischer Planken bedeutet dies, dass man jede Planke für sich betrachten und einzeln reparieren muss .
Die Innerste Planke war einfach, hier musste das geschädigte Holz nur als spitzer Keil abgeschnitten werden. Dieses vorgehen war für die zweite Planke nicht sinnvoll, weil die Verbindung zu lang geworden wäre. Daher wurde die Schäftung hier gedreht, das ließ sich auch handwerklich gut machen. Bei der äußersten Planke wiederum lag die Priorität darin, dass die neuen Bereiche möglichst klein bleiben und innen nicht so sehr auffallen sollen. Gerne hätte ich eine Form gewählt, die durch den Kimmstringer verdeckt wird. Nur leider musste dieser ersmal an seinen Platz gelangen. Daher wurden hier letztlich entschieden die Planke etwas großzügiger zurück zu schneiden und zwei Reparaturstücken anzusetzen.
Ebenfalls notwendig war die Reparatur der Seitenplanke. Diese wurde parallel zur Kante abgeschintten und die Reparatur vorne mit einer kleinen Schäftung versehen.
Nun aber endlich der Einbau? Nein, leider immer noch nicht. Die Bodenplanken werden mit den Spanten nicht verklebt, daher ist hier ein Konservierung nötig. Zudem soll die Reparatur sollte möglichst wenig auffallen. Aber insbesondere das helle Eichenholz wirkt nicht als wäre es schon seit Jahrzehnten da. Also muss der Farbton mit Beize angeglichen werden. Auch das geht extern besser.
Um den richtigen Farbton für die Anwendung zu finden haben wir auf Abschnitten der neuen Holzer zunächst verschiedene Beizen ausprobiert und die Probe lackiert. Nun war ein guter Vergleich möglich.
Anschließend wurden alle Innenseiten fein geschliffen und gereinigt sowie die betreffenden Flächen gebeizt und in einigen Schichten lackiert. Dieser Lack wurde dann wiederum angeschliffen, denn sonst macht das nachher im Boot keine Freude.
Nun aber wirklich: Der Einbau.
Dieser erfolgte im schon erwähnten System, entsprechend wurde zwischen Epoxidharz und dauerelastischen Klebstoffen gewählt, bei Bedarf wurden zudem Schrauben gesetzt. Vorher jedoch wurde innen gründlich abgeklebt, damit nachher nicht so viel gereinigt und geschliffen werden muss.
Nach der Aushärtung aller Komponenten wurden nun die Außenseiten glatt verputzt und Schrauben verpfropft. Anschließend folgte auch hier die Oberflächenbehandlung.
Im Bereich des Unterwasserschiffs wurden rohe Hölzer punktuell mehrschichtig grundiert, bevor vollflächig Antifouling gestrichen wurde.Oberhalb der Wasserlinie wurde die unterste Planke komplett abgezogen, da der Lack hier mehrere Schäden hatte und auch einige lose Pfropfen während des Werftaufenthalts erneuert wurden.
Anschließend wurde die gesamte Außenhaut bis zur Scheuerleiste angeschliffen und eine Endlackierung aufgetragen. Ebenso wurde die Innenseite nach kleinen Nacharbeiten mit einem Endlack versehen.
Weitere Arbeiten, die nebenher noch ausgeführt wurden
Der vor einigen Jahren erneuerte Schwertkasten ist bei diesem Piraten durch den Kiel gesteckt worden. Eine einfache Technik, die jedoch einige Nachteile hat. Hier hat die Verbindung nicht gehalten. Um dem Problem auf möglichst einfache Weise zu bgegenen haben wir die offene Fuge ausgefräst und mit Epoxidharz Leisten eingeklebt.
Eine weitere Undichtigkeit befand sich am Bug, hier war der Kiel eingerissen und das untere Ende des Vorstevens weich. Die rostenden Bolzen schädigten das Eichenholz und umgekehrt.
Eine relativ typische Problemstelle, die sich früher (ohne verlässliche Klebstoffe) nicht besser konstruieren ließ. Heutzutage würde man den Steven lamellieren und an den Kiel anschäften. Nachträglich geht das natürlich nicht bzw. nur mit sehr großen Eingriffen.
Zur weniger aufwändige Reparatur habe ich eine individuelle Technik. Trotz der relativ kurzen Leimflächen hält diese, wie ich aus der Nachbeobachtung vorheriger Piraten weiß, sehr gut. Das neue Holz reicht zudem nicht über die Wasserlinie hinaus, so dass die Reparatur quasi unsichtbar ist.
Weiter hin war der Wellenbrecher an Backbord gebrochen. Der Riss wurde gereinigt und vorsichtig verklebt. Das überschüssige Epoxidharz wurde diesmal besonders gründlich entfernt, denn eine Lackierung des Decks war während des Werftaufenthalts nicht angedacht.
Weiterhin hatte das Vordeck beim einem Sturz des Seglers eine Bruchstelle, die bereits verklebt war. Jedoch haftete die auf der Decksunterseite angefügte, provisorische Dopplung nicht. Diese wurde nun entfernt und der Bereich bis aufs Holz abgeschliffen. Anschließend wurde eine neue Dopplung angefertigt, lackiert und ordentlich eingeklebt.