Sirene
Die Sirene ist eine meiner langjährigen Bekannten unter den Piraten. Bereits seit 2017 habe ich regelmäßig mit ihr zu tun.
Stück für Stück wurde aus dem alten Kahn mit dem losen Lack, den kaputten Decksstößen und den diversen Provisorien wieder die Schönheit, die die ganze Zeit dahinter steckte.
Zunächst einmal wurde das Unterwasserschiff abgezogen. Dort wo sich innen Spannten, Kiel und Bodenwrangen ablösten wurden neue Schrauben gesetzt und Verbindungen gesichert. Anschließend wurden mehrere schichten Grundierung und das neue Antifouling aufgebracht.
Auch viel 2017 bereits ein Schaden unter der Scheuerleiste auf, daher wurde ein Teil der Planke und vom dahinter liegenden Balkweger erneuert. Die Reparatur wurde anschließend punktuell in mehreren Schichten lackiert.
Die der Außenhaut hingegen wurde in nur mit einem einfachen Pflegeanstrich versehen. Sie musste nochmal etwas durchhalten, denn die Jolle wurde auf dem Wasser gebraucht.
Zwei Jahre später begann der große Refit.
Der Klarlack an Deck und Rumpf wurde abgezogen und diverse Schadstellen wurden beseitigt. Auch wurden mit Blick in die Zukunft zusätzliche Maßnahmen getroffen um Problemen bestmöglich vorzubeugen.
Zunächst einmal mussten Scheuerleiste, Süll und Wellenbrecher weichen. Dies erleichterte die Arbeit, es war aber auch sinnvoll, da Verklebungen nicht (mehr) vorhanden waren und die Schrauben einiges an Spiel zuließen. Eine neue Lackierung über verschieblichen Teilen wäre sehr bald wieder eingerissen.
Die Decksstöße waren in desolatem Zustand, voller Risse und mit verrosteten Schrauben. Aber deshalb das ganze Deck wegschmeißen? Wir dachten eine Weile nach und fanden eine Lösung, die zwar in keinem Lehrbuch steht, aber bis heute (Stand 2022) funktioniert. Dies ermöglichte es auch neue Schrauben zu setzen ohne dabei auf die Optik Rücksicht nehmen zu müssen.
Anschließend wurden auch die längsverlaufenden Fugen im Deck aufgefräst und ausgeleistet sowie viele der Holzpropfen erneuert.Dann wurden das ganze Deck flächig geschliffen und und die letzten Reste vom alten Lack entfernt.
Süll und Wellenbrecher wurden auf der Werkbank ebenfalls geschliffen und anschließend mit Epoxidharz eingeklebt. Jedoch nicht ohne dem hohen und unbequemen Süll eine neue, schlankere Form zugegeben.
Im nächsten Schritt wurden die Schadstellen unter der Scheuerleiste repariert. Davon hatte die Sirene etliche. Diese sind die Konsequenz einer lose aufgesetzten und nicht abgedichteten Scheuerleiste.
Dieses Vorgehen ist beliebt und an sich möglich, jedoch muss die Scheuerleiste dann gelegentlich abgenommen und das Holz dahinter kontrolliert sowie lackiert werden. Bei der Sirene war die Scheuerleiste angenagelt, also nix mit Pflege. Der darüber gestrichene Lack ist zudem an der Oberseite gerissen sodass Feuchtigkeit eindringen, aber nicht abfließen konnte.
Nach der Reparatur des Untergrunds wurde entschieden eine neue Eichenholzleiste dauerelastisch aufzukleben. Die Reparatur von kleineren Kollisionsschäden ist durch die nicht direkt lösbare Verbindung zwar etwas aufwändiger, aber dafür sind zukünftig hinter der Scheuerleiste keine Reparaturen nötig.
Schlussendlich wurden alle Flächen fein geschliffen bevor es an die Oberflächenbehandlung ging.
Das Mahagoni wurde gebeizt. Vor dem ersten Lack sieht das erstmal merkwürdig aus, aber danach werden die Maserung noch lebendiger und die Lichtreflektionen intensiver. Das edle Mahagoni wird noch dunkler und vergilbt auch nicht wieder. Außerdem wird der Kontrast zur (ungebeizten) Eiche stätker betont.
Anschließend folgte der Lackaufbau mit zwei gründlichen Zwischenschliffen.
Nach hunderten Stunden Arbeit und 9 Schichten Lack war es dann endlich soweit: Die Sirene darf hinaus und erstrahlt im neuen Glanz.
Eine besondere Freude und ein, wie ich finde, großer Vertrauensbeweis war, dass wir uns die Sirene ausleihen durften und um am Festival der Holzpiraten 2019 teilzunehmen.
Quasie nebenher habe ich noch kleine Undichtigkeiten (nach einigen Tagen an Land) und das sonstige Verhalten der Sirene beobachtet und so meine Erfahrungen mit diesem schönen, kleinen Klassiker bereichert.